Zur Entstehungsgeschichte des Breakings
- Duy-Bach Nguyen
- 8. Okt. 2021
- 18 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 13. Feb.
1. EINLEITUNG
Der folgende Blog besteht aus Abschnitten meiner wissenschaftlichen Hausarbeit, die von April bis Juli 2016 in Frankfurt am Main an der Goethe Universitaät im Fachbereich Sportwissenschaften entstand und für die Zulassung zur Ersten Staatsprüfung für das Lehramt an Haupt- und Realschulen angefertigt wurde. Die Arbeit widmet sich der Entstehungsgeschichte des B-Boying, in der Umgangssprache auch bekannt als Breakdance, und betrachtet diese unter dem Aspekt des Widerstandes in Verbindung mit den Konzepten der Identität. Um im historischen Kontext zu bleiben wird bei der Arbeit das Wort B-Boying anstelle des Wortes Breaking benutzt. Hierbei ist zu betonen, dass meiner Ansicht nach das Wort B-Boying nicht zeitgemäß ist, da jegliches weitere Geschlecht (wie das weibliche Pendant B-Girling) in dieser Bezeichnung nicht berücksichtig werden.
Die Auswahl des Themas entstand nicht nur aufgrund der Vorliebe zum Tanz und den positiven Erfahrungen mit der urbanen Tanzkultur, sondern sollte ursprünglich der Frage nachgehen, inwiefern B-Boying mich und mein Leben verändert hat.

MCing, auch als „Rap“ bezeichnet, B-Boying, in der Öffentlichkeit auch bekannt als „Breakdance“, DJing, im Deutschen auch Plattenspieler genannt, und Graffiti, dass Besprühen von Wänden, Bahnen und Bussen: Sie stellen die vier Elemente1 des Hip-Hops2 dar (Fitzgeral 2008: 6 ff.). Die sozioökonomischen Bedingungen und die verschiedenen kulturellen Einflüsse, die in der damaligen South Bronx auf einem engen Raum zusammentrafen, schufen den Nährboden für die Entstehung des Hip-Hops und somit auch für das B-Boying. So ist es natürlich, dass das B-Boying im historischen Kontext des Hip-Hops zu betrachten ist. Um zu verstehen, aus welchem Grund und unter welchen Umständen der Hip-Hop entstand, muss sich mit der damaligen sozialpolitischen Situation der Afroamerikaner vor dem Jahr 1970 befasst werden. In Verbindung mit der Bürgerrechtsbewegung der Afroamerikaner wird verständlich, dass Hip-Hop „zur Musik der Schwarzen im Widerstand gegen die Weißen geworden [ist]. In den Rap-Texten geht es um das schwierige Leben, die Probleme im Ghetto, die sozialen Umstände in den USA werden kritisiert, die Politik in Frage gestellt usw... Hip-Hop wurde zum Sprachrohr der Benachteiligten.“(http://www.jackson.ch/hiphop_geschichte.htm, Zugriff 24.05.2015 um 19:00 Uhr.) Interessant ist demnach, über die machtpolitischen Diskurse nachzudenken, die der Hip-Hop als Protestkultur aufgreift, und in diesem Rahmen vor allem das B-Boying als physische Ausdrucksform des Hip-Hops Identitäten entwirft und stützt.
2. Sozialpolitischer „Nährboden“ für Hip-Hop 2.1„Separate but equal“: Über den Umgang mit der afroamerikanischen Minderheit
Obwohl die Sklaverei seit dem amerikanischen Sezessionskrieg 1865 offiziell abgeschafft worden ist, hatte sich die Situation der afroamerikanischen Mehrheit kaum verbessert. Es herrschte eine faktische, im Süden auch gesetzliche Segregation, die es den Afroamerikaner fast unmöglich machte, ihre soziale Situation zu optimieren. Die Segregation, also das Rassentrennungsgesetz, schloss weiterhin Afroamerikaner aus dem öffentlichen Leben aus. Auf diesem Boden gediehen später die ersten, von Afroamerikanern angeführten Massenprotestbewegungen, deren Entstehung durch Veränderung der sozioökonomischen und juristischen Situation angestoßen wurde. Der Civil Rights Act im Jahre 1875, zur Stärkung der afroamerikanischen Rechte nach der Sklaverei, erklärte zwar das Ausschließen von Menschen schwarzer Hautfarbe als rechtswidrig, dennoch sah das Ganze die Trennung von Schwarzen und Weißen nicht vor. Nach dem Grundsatz „separate but equal“ gab es „Whites only-Areas“ in nahezu allen Bereichen der Öffentlichkeit. Öffentliche Toiletten wurden getrennt in „men“, „women“ und „blacks“. Schulunterricht gab es nicht in gemischter Form, sondern entweder für weiße Kinder oder schwarze Kinder. Die breite Masse der Weißen hatte nicht die Intention, ihre Privilegien abzugeben (vgl. Packard: S. 58 f.). Trotz Wahlrecht, das den Schwarzen durch die Enforcement Acts übertragen worden ist, waren die Schwarzen durch die Erhebung von Literacy tests und Wahlsteuern kaum in der Lage, wählen zu gehen. Die neuen, regionalen Gesetze hielten somit die Schwarzen vom Wählen ab, da der Großteil nicht lesen konnte und nach der Sklaverei auch besitzlos war (vgl. ebd.: S. 68). Mit der Argumentation, dass die Erlassung des Civil Rights Act in die Privatsphäre eingreifen würde, wurde das Edikt vom Supreme Court zurückgezogen. Der Staat kann nicht entscheiden, welcher Ladenbesitzer wen zu bedienen hat.
Die Aufhebung von „Seperate but equal“ an öffentlichen Bildungsinstitutionen machte den Schwarzen Hoffnung auf mehr Akzeptanz in der Öffentlichkeit. Nachdem Klagen gegen das getrennte Schulsystem eingereicht worden waren, beschloss der Supreme Court am 17. Mai 1954, dass separate Schulen für Schwarze gegen das Gleichheitsgesetz verstoßen, um nach nur einem Jahr das eigene Urteil abzuschwächen. Den Aufforderungen von gewählten Vertretern südlicher Staaten folgend erlaubte das Gericht, dass der zeitliche Ablauf der Integration an Bildungseinrichtungen selbst vom Staat zu bestimmen ist. Die Begründung dafür lautete, dass Integration nicht vom Gericht, sondern nur von den Bundesstaaten selbst erklärt werden soll. Laut Supreme Court durften Bildungsinstitutionen ihre Schüler zwar nicht nach der Hautfarbe selektieren, aber Gründe für die Nicht-Aufnahme von Schwarzen gab es zur Genüge. So wurden Argumente wie geistige Verfassung, Gesundheitszustand oder moralische Wertvorstellungen herangezogen, um Schwarzen den Zugang zu öffentlichen Bildungseinrichtungen zu verwehren (vgl. Schäfer 2009: S. 36 ff.). Die vollständige Eingliederung der schwarzen Bevölkerung in öffentliche Bildungsinstitutionen fand nicht statt. Stattdessen wurde physische und psychische Gewalt an Schulen zum normalen Alltag schwarzer Schüler.
Der Wunsch der Schwarzen nach mehr Akzeptanz in der Öffentlichkeit wurde nicht erfüllt. Stattdessen bekamen sie weiterhin zu spüren, dass sie als minderwertige Rasse einen untergeordneten Platz in der weißen Gesellschaft innehaben und sich dementsprechend unterwürfig zu benehmen haben. Das sollte sich durch den Fall Rosa Parks in Montgomery/Alabama später ändern. Der Vorfall bringt den Widerstand der afroamerikanischen Bewegung wie ein Stein ins Rollen, der die Hoffnung auf Gleichberechtigung auf ein Neues stärkt. Als nicht wegzudenkende Persönlichkeiten sind aber vorher Dr. Martin Luther King und Malcolm X zu nennen, ohne die der Stein niemals so weit rollen hätte können.
2.2 Vertreter der afroamerikanischen Bürgerrechtsbewegung
Aus der afroamerikanischen Widerstandsbewegung ergaben sich zwei Strömungen. Die bürgerliche, angeleitet von Dr. Martin Luther King, war für mehr Integration der Schwarzen in die amerikanische Gesellschaft und gegen die Anwendung von Gewalt. Die andere Seite, angeführt durch Malcolm X, wollte das Gegenteil. Dr. Martin Luther King Jr. wurde am 15. Januar 1929 geboren. Er wuchs in Atlanta, Georgia als Pfarrerssohn auf. King machte zwar im Kindesalter die Erfahrung, dass mit „Separate but equal“ meistens das erste Wort von Bedeutung war, aber gleichzeitig wurde er von seinen Eltern das Gegenteil gelehrt. Durch den religiösen Einfluss seiner Eltern, die Bildung, die er genoss, und auch durch die Freundschaften mit Weißen auf dem College begann King damit, nicht alle Weißen für die Diskriminierung von Schwarzen verantwortlich zu machen, sondern suchte die Ursache im politischen System. Er beschloss, sich als Pastor für die Rechte der Schwarzen einzusetzen. In seiner wohl bekanntesten Rede am 28. August 1963 vor den Stufen des Lincoln Memorials mit den vier Worten „I Have a Dream“ beruft sich King auf die Verfassung und die Unabhängigkeitserklärung der Nation. „This note was apromise that all men would be guaranteed the inalienable rights of life, liberty and the pursuit of happiness.“(http://www.mlkonline.net/dream.html, Zugriff 02.05.16 um 15:34 Uhr.) Mit „all men“ integriert King die Schwarzen in die Prinzipien und Ideale der Vereinigten Staaten Amerikas, ohne den Weißen das Anliegen der Schwarzen nach Gleichberechtigung aufzuzwingen. Der Wunsch nach Integration spiegelt sich deutlich in seinem Appell wider. Er appelliert an das Recht auf Leben, Freiheit und das Streben nach Glück, das jedem Bürger von Amerika, egal ob weiß oder schwarz, zusteht. Die andere Seite, vertreten durch Malcolm X, wollte anders als King die Separation der schwarzen von der weißen Bevölkerung. Malcolm Little wurde am 19. Mai 1925 in Omaha, Nebraska geboren. Nachdem sein Vater frühzeitig durch einen Verkehrsunfall starb und die Mutter wegen einer Depression in eine Nervenheilanstalt eingewiesen wurde, wuchs Malcolm im Heim auf. Er brach die Highschool ab und bestritt seinen Lebensunterhalt als Kleinkrimineller in den Ghettos von Boston und Harlem. Malcolm hatte schlechte Erfahrungen mit Weißen gemacht und bevorzugte es, unter Schwarzen zu sein. Er war der Meinung, dass beides, der damalige Hausbrand seiner Familie und der Unfall seines Vaters, ein von rassistischen Gründen motivierter Übergriff gewesen sei. Wegen mehrerer Verbrechen wurde Malcolm Little zu zehn Jahren Haft verurteilt. Durch einen Mithäftling kam Malcolm mit den Lehren der NoI (Nation of Islam) in Berührung. In der Gefängnisbücherei bildete er sich mithilfe eines intensiven Selbststudiums in Soziologie, Philosophie, Geschichte und Religion weiter. Erst als er das Gefängnis verließ, nahm er als Anhänger der NoI den Namen Malcolm X an. Zu Beginn der 1960er-Jahre interessierten ihn religiöse Themen immer weniger. Stattdessen rückte seine eigene politische Philosophie in den Vordergrund, wie etwa der Aufruf zur Separation zwischen der schwarzen und weißen Bevölkerung. Der Interessenskonflikt mit der NoI führte zu seinem Austritt. Malcolm X distanzierte sich deutlich von Kings „nonviolent revolution“ (Cone 1991: S. 48-54) und war bereit, unter Umständen auch Gewalt anzuwenden. Als jemand, der das Ziel der Rassenintegration strikt ablehnte, wurde er zum bedeutendsten schwarzen Gegenspieler des Bürgerrechtlers Martin Luther King. In seinen Reden unterstrich Malcolm X die Wichtigkeit der Vereinigung und Verbrüderung aller schwarzen Menschen, um den „gemeinsamen Feind“ zu bekämpfen und die Segregation aufzuheben. „We have this in common: We have a common oppressor, a common exploiter and a common discriminator. But once we have a common enemy, then we unite – on the basis of what we have in common. And what we have foremost in common is that enemy – the white man. He’s an enemy to all of us“ (ebd.: S. 5). Martin Luther King und Malcolm X hatten dasselbe Ziel, und zwar das Streben nach Freiheit der als zweiter Klasse misshandelten Schwarzen. Beide wollten die Schwarzen, durch Vermittlung eines Selbstwertgefühls, einigen und stärken. Während Martin Luther King den Weg der friedlichen Integration wählte, war das Ziel von Malcolm X am Anfang die Separation. Mit der Zeit bemühte er sich jedoch um eine Annäherung an die Bürgerrechtsbewegung um Martin Luther King. Im Gegensatz zu seiner Zeit in der NoI war er später bereit, die Unterstützung und Hilfe der Weißen anzunehmen und anzuerkennen. Es galt, das oberste und gemeinsame Ziel zu verfolgen – und zwar die Erreichung von gleichen Rechten und sozialer Gerechtigkeit für die Schwarzen (Vgl. http://www.zeit.de/2015/05/malcolm-x-rassismus/seite-2, Zugriff 06.05.2016 um 20.32 Uhr.)
2.3 Der Fall Rosa Parks
„Let me speak frankly: separate but equal is a fraud. It is the language that tried to push Rosa Parks to the back of the bus. It is the motif that determined that black and white people could not possibly drink from the same water fountain, eat at the same table or use the same toilets.“
- David Lammy -
Die Segregation sah in den amerikanischen Verkehrsbussen vor, dass es schwarzen MitfahrerInnen nicht erlaubt war, den vorderen Einstieg zu nutzen und zwang sie, im hinteren Teil des Busses Platz zu nehmen. Ferner mussten Schwarze bei einem vollen Bus den Weißen ihren Sitz überlassen. Am 1. Dezember 1955 brach Rosa Parks aus Protest diese Regel und weigerte sich, ihren Platz aufzugeben (Vgl. http://www.sozialismus.net/zeitung/mr20/schwarze-usa.html, Zugriff 24.05.2015 um 20.10 Uhr.) Sie wurde verhaftet und vor Gericht gestellt. 42.000 Afroamerikaner in Montgomery solidarisierten sich und boykottierten die Busse, um gegen die Inhaftierung Rosa Parks zu protestieren. Angeführt wurde der Boykott von Martin Luther King. Die Idee zum Aufstand kam vom Women’s Political Council (WPC), einer Organisation schwarzer Frauen, die sich für deren Verwirklichung einsetzte. Sie verteilten Flugblätter an die schwarze Bevölkerung und riefen zu einem Streik auf. Öffentliche Verkehrsmittel wurden von Schwarzen demonstrativ gemieden. Stattdessen gingen sie zu Fuß zur Arbeit, begleitet von verschiedenen Anfeindungen und Beschimpfungen. Oftmals wurden sie sogar mit faulen Eiern beworfen. Am 13. November 1956 bestätigte der Oberste Gerichtshof, dass Rassentrennung verfassungswidrig sei, und hob die Segregation in Bussen auf. Unter Jubel der demonstrierenden Masse bestiegen King und Parks am 21. Dezember 1956, mehr als ein Jahr, nachdem der Boykott begonnen hatte, gemeinsam den Bus und setzten sich vorne in die erste Reihe. Der Vorfall um Rosa Parks ist in der Geschichte der afroamerikanischen Widerstandsbewegung hervorzuheben und stellt den Anfang der afroamerikanischen Widerstandsbewegung dar. Die mediale Aufmerksamkeit, die der Protest erfuhr, gab der schwarzen Bevölkerung aus anderen Städten Mut, sich ebenfalls zu widersetzen (vgl. Waldschmidt-Nelson 2007: S. 66 ff.).
2.4Afroamerikanische Bürgerrechtsbewegung
Der Fall um Rosa Parks brachte die Widerstandsbewegung ins Rollen. Die afroamerikanische Bürgerrechtsbewegung setzte auf friedliche Mittel, wie Demonstrationen, Sit-ins, Teach-ins, um die Aufhebung von Rassentrennungsgesetzen vor allem offiziell durchzusetzen. Schwarze und auch weiße Studenten bedienten sich der neuen Art des Protestes, um ihren Unmut über die öffentliche Segregation zu äußern. Des Weiteren setzte die Bürgerrechtsbewegung auf die Integration von Schulen und Universitäten im Süden und sprach sich in friedlicher Form gegen das Segregationsgesetz aus. Sie führten Kampagnen durch, die die Afroamerikaner im Süden dazu befähigte, an Wahlen teilzunehmen. Die mediale Aufmerksamkeit half ihnen dabei, ihre Meinung publik zu machen. Die Aggressionen, die von den Südstaatlern gegen die friedlich demonstrierenden Afroamerikaner und Nicht-Afroamerikaner ausgingen, sowie die Brutalität der Gesetzeshüter zwangen die lokalen Behörden zum Eingreifen. Die jeweiligen Regierungen sahen sich genötigt, teilweise mit Bundestruppen zu intervenieren. Problematisch war nicht nur die Haltung der lokalen Behörden, sondern auch das Verhalten der Bundesregierung, die sich nur halbherzig für die Bürgerrechte der Afroamerikaner einsetzte und nur nach enormem innen- und außenpolitischen Druck das Segregationsgesetz aufhob.12Der neue Civil Rights Act verbot zwar ausdrücklich die Segregation an Bildungsinstitutionen, an öffentlichen Plätzen und im Gewerbe, doch die völlige, faktische Gleichstellung von Afroamerikanern und Weißen war noch nicht vollkommen gegeben. 1940 glaubte die Mehrheit der Weißen immer noch, dass sie den Schwarzen gegenüber als Rasse überlegen sind und zwei Drittel waren Befürworter der Segregation (vgl. Magnet 1993: S. 132). Die Ermordung von Malcolm X 1965 sorgte für eine hohe Anspannung unter der schwarzen Bevölkerung. Als ein Jahr später, am 4. April 1986, auch Dr. Martin Luther King getötet wurde, verlor die gewaltfreie Bürgerrechtsbewegung einen ihrer antreibenden Akteure. Für viele Afroamerikaner ging die Strategie des gewaltlosen Widerstandes nicht schnell genug voran. Der zähen Prozedur überflüssig entsagten viele dem gewaltlosen Widerstand. Der Unmut und die angestaute Aggression der Schwarzen spiegelten sich immer häufiger in militanten Formen der Demonstration wider. Das Umdenken in der Gesellschaft, trotz verschärfter Gesetzeslage, fand nicht statt. Insbesondere von der Polizei ausgehend war die schwarze Bevölkerung immer noch Rassismus ausgesetzt.
2.5 Ghetto – Bronx als Geburtsort des Hip-Hops
„I see no changes. Wake up in the morning and I ask myself, Is life worth living? Should I blast myself? I'm tired of bein' poor and even worse I'm black. My stomach hurts, so I'm lookin' for a purse to snatch. Cops give a damn about a negro? Pull the trigger, kill a nigga, he's a hero. Give the crack to the kids who the hell cares? One less hungry mouth on the welfare. First ship 'em dope and let 'em deal to brothers. Give 'em guns, step back and watch 'em kill each other.“
Tupac 1989 in „Changes“
Bis heute stellt das Ghetto und vor allem die Bronx, als historischer Ausgangspunkt, für den Hip-Hop eine wichtige Bildfigur dar. Die typische urbane Kulisse waren „Häuserschluchten, Hinterhöfe mit Basketballkorb, belebte Straßen, überfüllte Mülleimer, kaputte Autos und Industrieschrott“ (Klein, Friedrich 2003: S. 22), worauf von den Medien immer wieder Bezug genommen wird. Was allerdings weitaus weniger thematisiert wird, ist der städtische Zerfall und die Verwahrlosung der Infrastruktur als Folge der ethnischen Segregation und sozialen Polarisierung in der Bronx. Die Erscheinungen der De-Industrialisierung tun ihr Übriges und provozieren nicht nur den Prozess der „weltweiten Neustrukturierungen von wirtschaftlichen, sozialen und politischen Einheiten, sondern forcieren auch die umfassende Krise vor allem städtischer Agglomerationsräume. Große industrielle Ballungszentren erleben einen rasanten wirtschaftlichen Niedergang, Kürzungen der Budgets im Bildungs- und Ausbildungssektor beschleunigen die Jugendarbeitslosigkeit. Auf Bandenwesen und Kriminalität folgt eine Militarisierung der Großstädte [...]. Betroffen von der Krise der postindustriellen Gesellschaft sind in erster Linie die ethnischen Minderheiten in den USA – vor allem >Blacks< und >Hispanics< – und hier besonders die Jugendlichen“ (Klein, Friedrich 2003: S. 56). In der postindustriellen Stadt New York war die Kluft zwischen Arm und Reich durch die damalige Wirtschaftskrise bei den ethnischen Gruppen deutlich zu sehen. Die Verarmung führte dazu, dass viele schwarze und hispanische Jugendliche kriminell und drogenabhängig wurden (vgl. Saalmüller 2011: S. 36). Das raue Leben auf der Straße war gekennzeichnet von „xenophober Ausgrenzung, sozialer Benachteiligung, Überwachung und Kulmination sozialer Probleme [..., das] kaum Lebenschancen oder gar Überlebenschancen bietet“ (ebd.: S. 22). Jedoch verbergen sich in diesem rauen Leben nicht nur Hoffnungslosigkeit, Gewalt und Angst, sondern auch „eine Ästhetik der Möglichkeiten, der Befreiung und des Erfolges“ (ebd.: S. 22) in Form von Hip- Hop. Zwischen 1950 und 1966 lebte die Mehrzahl der Afroamerikaner in urbanen Zentren, während die Weißen sich in den Vororten ansiedelten. „Da in vielen Teilen New Yorks quasi halb-öffentliche Räume existierten [...], welche nur zahlungskräftigen und nicht-deviant erscheinenden Personen zugänglich sind, mussten jene, die diese Bedingungen nicht erfüllen, sich in schlechteren Wohngegenden zusammenfinden“ (Straka 2004: S.22). Das Cross Bronx Expressway-Bauprojekt aus dem Jahr 1959 sah eine dreispurige Autobahn durch das Zentrum der Bronx vor. Dafür wurden massenhaft Häuser abgerissen und Gebäude aufgrund von Bauarbeiten verlassen und anschließend nicht wieder vermietet (vgl. Saalmüller 2011: S. 34). Afroamerikanische und hispanische Bewohner konnten auf politische Entscheidung keinen Einfluss nehmen und verloren ihre gewohnten städtischen Ressourcen und ihre gemeinschaftlichen Führungsstrukturen. Der radikale Eingriff durch das Bauprojekt Cross Bronx Expressway von Robert Moses führte zu einer großen Abwanderungsbewegung der besser verdienenden Mittelschicht. Die Zahl der leer stehenden Wohnungen im südlichen Teil der Bronx stieg sprunghaft an. „Einige besonders unruhige Hausbesitzer verkauften ihr Eigentum schnellstmöglich, oftmals an professionelle Slumverwalter. Andere zündeten ihre Gebäude an, um Versicherungsgelder zu kassieren. Beides beschleunigte den Abzug der weißen Mieter. Die Stadtverwaltung, die den Expressway als Zeichen des Fortschritts und der Modernisierung pries, war nicht bereit, den angerichteten Schaden zur Kenntnis zu nehmen“ (Rose 1997, S. 146). Als Folge des Entvölkerungsprozesses schlossen zahlreiche Geschäfte und Fabriken oder siedelten um. Der dadurch entstandene massive Verlust gewerblich produzierender Arbeitsplätze führte zu einer erhöhten Erwerbslosigkeit, das betraf vor allem die benachteiligten ethnischen Gruppen (vgl. Straka 2004: S.22). Mit der Arbeitslosigkeit stiegen Armut, Kriminalitätsrate und Drogenabhängigkeit an. „Es kam in diesem Zeitraum zu einer Ghettobildung und Trennung der afroamerikanischen von der weißen Lebenssphäre“ (Hrach 2002: S. 32). Es war nicht verwunderlich, dass die nach der Rasse deutlich abgetrennten Wohngebiete, die gleichzeitig strukturelle Unterdrückung symbolisierten, von den Schwarzen als „no pride in home ownership“ (Cashman 1991: S. 208) empfunden wurden. „Das Ghetto definiert sich aus diesem Grund nicht von innen über die Gemeinschaft der darin lebenden Menschen, sondern von außen über die Ausgrenzung vom Rest der Gesellschaft“ (Hrach 2002: S. 33). In den Jahren von 1968 bis 1973 nahm die Gewalt auf den Straßen dramatisch zu. In Harlem und der Bronx kam es 1965 zu den ersten rassistisch bedingten Unruhen. Die Aufstände waren nicht nur spontane Reaktionen auf die Polizeibrutalität, sondern wurden zusätzlich von einigen militanten afroamerikanischen Organisationen angeheizt. Ein weiterer Grund für die Ausschreitungen war die Unfähigkeit der amerikanischen Politik, den Erklärungsansatz für die Ghetto-Problematik zu verstehen und dementsprechend zu handeln: „What white Americans have never fully understood – but what negro can never forget –, is that white society is deeply implicated in the ghetto. White institutions created it, white institutions maintain it, and white society condenes it“ (National Advisory Commission on Civil Disorders). Es war eine Frage der Zeit, bis sich 1968 die ersten Straßengangs bildeten. Damals fand die Konzentration an sozialen Problemen mit mehr als 325 Straßengangs ihren kriminellen Höhepunkt. Jugendliche mussten sich, um zu überleben, dem Schutz der Gangs anschließen und auch sonst gab es fast sieben Jahre lang keine Möglichkeit, dem Alltag des Ghettos zu entfliehen (vgl. Saalmüller 2011: S. 36). Der Pionier Steffan Clemente, als Tänzer bekannt unter dem Künstleramen Mr. Wiggles, aufgewachsen in der South-Bronx, schildert die Ghetto-Atmosphäre der damaligen Zeit folgendermaßen: „In the late 60's, early 70's there was a revolution goin’ on in the streets of NYC. We had some of the sickest gangs rumbling in the parks at midnight and running the ghetto hoods block by block. Back then being in a gang like being in a family. And your family was also your entire neighborhood. Some gangs stretched out throughout the entire NYC-area and had chapters in every borough. [...] Growing up amongst gang violence, drugs, poverty, police harassment, broken down abandon buildings and bad schools added to this rebellious attitude that the youth had towards society. It was like living in a war zone at times. Hearing gun shots in the allies at night and seeing the blood stained streets the next morning on your way to school. That was mine and every other young kids life in the South-Bronx during these times” (http://www.mrwiggles.biz/hip_hop_influences.htm, Zugriff 20.05.16 um 19:42 Uhr).
Der Wunsch und das Verlangen der Jugendlichen nach einer Alternative abseits von den Gangs und der Gewalt auf den Straßen der Bronx wurde in den 1970er- Jahren durch die Disco-Ära erfüllt. Was auf den Straßen der New Yorker Bronx beginnt, entwickelte sich Ende der 1970er-Jahre zu einer subkulturellen Party- Kultur, die in der South-Bronx in Form von sogenannten block parties, auch Straßenpartys genannt, stattfanden (vgl. Klein, Friedrich 2003: S. 16). Die „neue Musik begann, die rivalisierenden Gangs zusammenzubringen. Die einst so gefürchteten Gangs mutierten zu verhältnismäßig friedlichen Gruppen, den sogenannten ‚crews‘. Während niemand in New York, den Vereinigten Staaten von Amerika und der restlichen Welt etwas von den schwarzen, sogenannten Ghettos wissen wollte, schaffte es dieser neue Stil, als authentisches ‚Street Movement‘ zu gedeihen“ (Pavicic 2007: S. 66).
3. Hip-Hop – Vermächtnis der Schwarzen Widerstandsbewegung
3.1Geburtsstunde des Hip-Hop
Die Straßenpartys Mitte der 1970er-Jahre waren der Beginn einer musikalischen und jugendkulturellen Entwicklung. Afro- und lateinamerikanische Jugendliche formten mithilfe verschiedener künstlerischer Ausdrucksformen den Begriff Hip-Hop. Die Geburtsstunde des B-Boyings wurde mit dem DJing auf den bereits erwähnten block parties eingeleitet, „... die über ihre herkömmliche Rolle als Plattenaufleger [hinauswuchsen] und selbst Musik [produzierten], indem sie Platten manuell bewegen[ten] und mithilfe mehrerer Plattenspieler verschiedene Sounds ineinander [mixten]. Auf diese Weise [gelang] es ihnen, die Musik zu verfremden, die instrumentalen Phasen der Stücke zu verlängern und der Musik die individuelle Note des DJ zu verleihen. [Das war] die Geburtsstunde der DJ-Musik, die, zunächst als reine Tanzmusik gedacht, eine weltweite Tanzbewegung [auslöste]“ (Klein, Friedrich 2003: S. 15). Zu nennen ist hier der 1967 aus Jamaika immigrierte Clive Campbell, auch bekannt unter dem Künstlernamen DJ Kool Herc. Ihm wird nachgesagt, die Tradition der Straßenparty aus Jamaika nach New York in Form von block parties mitgebracht zu haben. Seine Montagetechnik beim Auflegen der Platten gilt als Grundidee des Samplings19, die in der Rapmusik zum elementaren Prinzip werden sollte. Insbesondere die von der Schallplatte abgespielten „Breaks“, Abschnitte in der Musik, die in erster Linie Rhythmusinstrumente, Bass und Schlagzeug beinhalten, animierten das Publikum zum Tanzen. Herc verlängerte die Breaks mithilfe von zwei identischen Platten, die er nacheinander auf seinen beiden Plattenspielern abspielen und wieder zurückspulen konnte. So konnte er die beliebten Breaks beliebig zu einer Dauerschleife verlängern (vgl. Poschardt 1996: S. 160). Indem der DJ in einem schöpferischen Prozess Musikfragmente ein- und ausblendet, einzelne Passagen wiederholt und die Sounds vermischt, wird der DJ zum Künstler und bewegt sich weg vom reinen Plattenauflegen (vgl. Klein, Friedrich 2003: S. 30). Als berühmtes Beispiel ist hier DJ Grandmaster Flash zu nennen, der die Technik des Samplings perfektionierte. Er transformierte den Plattenspieler und das Mischpult zu seinem eigenen Instrument. Ein weiterer nennenswerter DJ, der das Scratching erfunden hat, ist DJ Grand Wizard Theodore (vgl. Pacivic 2007: S. 69). Eine ebenso wichtige Persönlichkeit der Hip-Hop-Szene ist Afrika Bambaataa, DJ und Gründer der Zulu Nation. „Bambaataa became a community organizer and vowed to make a peaceful positive change in his community, first by developing a performance group in high school and then by forming what is now known as the Universal Zulu Nation. This is the first documented Hip-Hop organization formed with socially and politically aware rappers, b-boys/girls and graffiti artists, many former gang members that were part of the Hip-Hop culture“ (Diaz 2010: S. 16).
Mit der Zulu Nation nahm Afrika Bambaataa klar Stellung gegen Gewalt: „Ihm wird nachgesagt, den Battle-Gedanken im Hip-Hop etabliert und damit gewalttätige, rivalisierende Straßengangs in Crews verwandelt zu haben, die nur noch spielerisch [, tänzerisch] gegeneinander kämpfen“ (Klein, Friedrich 2003: S. 27). Zum DJ gesellte sich oftmals der Master of Ceremony, kurz MC genannt, der mit seinem Sprechgesang die Party unterhielt und die Leute zum Tanzen animierte. Aus den kurzen Sprüchen entwickelten sich längere Reime, mit denen der MC rhythmisch auf die Musik abgestimmt rappt. Dabei bezeichnet das Rappen „ein Sprachspiel voller ironischer Übertreibungen, Wortspiele und Slang- Fragmente, bei dem nicht nur rhythmisch gesprochen, sondern mit Tempo, Tonhöhe und Klangfarbe gespielt wird“ (Klein, Friedrich 2003: S. 15). Rap ist mit DJing im Hinblick auf die Entstehung so eng verknüpft (vgl. Klein, Friedrich 2003: S.25f.), dass „[o]hne seinen DJ mit der entsprechenden Infrastruktur (Sound-System, Security, Tänzer, Helfer etc.) [...] ein MC in den Anfangstagen des Hip-Hops nicht existieren [konnte].“25 B-Boying entstand durch das tänzerische Publikum, das zu den Breaks getanzt hatte. Die Tänzer wurden dementsprechend Break Boys genannt, die später unter dem Begriff B-Boys bekannt wurden (vgl. Saalmüller 2011: S. 39). Das weibliche Pendant dazu lautet entsprechend B-Girl. Der Tanz wird durch das Hinzufügen der englischen „ing“-Form B-Boying genannt, seltener aber B- Girling. Das liegt wohl daran, dass B-Boying ein quantitativ von Männern dominierter Tanz ist (vgl. Klein, Friedrich 2003: S. 24). Die zu Breakbeats tanzenden B-Boys versuchten sich in Form eines Wettkampfes gegenseitig in ihrer tänzerischen Darbietung zu übertreffen, sodass das Publikum um die in Aktion tretenden Tänzer häufig einen Kreis bildete. Aus dieser Grundsituation heraus etablierte sich das „Battle“ als eine Art „Tanzkampf“ in einem rituellen Rahmen. „Der Battle ist der sportliche Wettkampf des Hip-Hops. Aber hier geht es nicht um Meister, Meter und Rekorde, sondern um Ehre, Anerkennung und Respekt. Aus dieser Perspektive ist jeder Rap eine Kampfansage, jeder Move ein Angriff, jedes Graffiti ein Raumgewinn. Ein nie endender Wettbewerb, der den Hip- Hoppern größte Aufmerksamkeit abverlangt: aufpassen, beobachten, schnell reagieren, parieren und austeilen. Jeder Sieg ist Verteidigung, jede Anerkennung kann schnell wieder zunichtegemacht werden“ (ebd.: S. 47). Martha Cooper beschreibt insbesondere in Bezug auf B-Boying von einem „Krieg ähnlichen Tanz, bei dem versucht wird, den Kontrahenten möglichst schlecht aussehen zu lassen“ (Cooper 2004: S. 93). Im Tanz finden sich sowohl afrikanische und südamerikanische Tanztraditionen ebenso wieder wie Elemente aus unterschiedlichen Kampfsporttraditionen wie dem brasilianischen Capoeira oder dem chinesischen Kung-Fu (vgl. Labigne 2010: S. 37 ff.). Beim B-Boying wird grob zwischen „Toprock“, „Footwork“, „Freeze“ und „Power moves“ unterschieden. Beim B-Boying wird der Hauptteil der Tanzsequenz mithilfe von Footworks auf dem Boden ausgeführt. Toprocks dagegen beschreiben das Ausführen der Tanzschritte im Stehen und werden meistens getanzt, bevor zum Footwork übergegangen wird. Footworks sind sehr eng am Boden, primär mit den Beinen ausgeführte Tanzschritte, die größtenteils mit aufgestützten Händen am Boden stattfinden (vgl. Rappe 2011: S. 273). Power moves sind sich um die eigene Körperachse drehende wiederholende Bewegungen. Dabei sind Power moves nicht explizit Tanzschritte, sondern eher Elemente aus dem turnerischen, akrobatischen Bereich.
Von den B-Boys wurde z. B. der Thomas Flair aus dem Bereich Turnen übernommen, der zu einem festen Element der Power move-Kategorie wurde. Im klassischen Sinne wird der Tanz mit einer Abschlussbewegung, dem Freeze – das bewegungslose Verharren in einer bestimmten Position (vgl. Rappe 2011: S. 273) –, beendet.
Die ersten Hip-Hop-Tänzer waren demnach B-Boys, die auf den block parties getanzt und gefeiert haben.29 B-Boy Crazy Legs beschreibt die Situation damals folgendermaßen: „See, the whole thing when Hip-Hop first started [...] the music was played in the parks and in the jams for the dancers, and those where B-boys. And when those Break beats would come on, it would be like, ,B-boys are you ready?‘ and a B-boy very specifically was a break boy, not a breakdancer; that’s media terminology“ (Fernando 1994: S. 74, zit. in: Klein, Friedrich 2003).
Ebenfalls ausgehend von New York entstand etwa zeitgleich die Bildtechnik des Graffiti. Mithilfe von Spraydosen begannen die writer, sich durch Namenszeichen (tags) und häufig grellbunte, dreidimensional gestaltete Schriftzüge und Bilder (pieces) den urbanen Raum symbolisch anzueignen. Graffiti stellte für die Jugendlichen eine neue künstlerische Ausdrucksform dar. Doch anders als die Sprach-, Musik- und Tanztechnik war die Maltechnik des Graffiti an nächtliche, illegale Aktionen gebunden. Schon bald wurde Graffiti zu einem szenenspezifischen Sprachcode, der wie ein Kommunikationsnetz die Stadt durchzog. Die anonymisierte Stadtlandschaft berichtete vom Dasein der writer (vgl. ebd.: S. 16). Graffiti stellt zusammen mit B-Boying, MCing und DJing eines der klassischen vier Ursprungselemente des Hip-Hops dar. Hip-Hop ist nicht nur eine performative kulturelle Praxis, die als eine Synthese aus allen vier Elementen zu betrachten ist, sondern darüber hinaus. Gleichzeitig war der Hip-Hop „eine kreative Antwort auf die rassistisch bedingte Segregation, den Abbau von Arbeitsplaätzen und die kulminierenden Wirkungen der sozialen Deprivation in Innenstadt-Ghettos, gelten als friedliche Form der Zuflucht vor Kriminalisierung und Drogensumpf“ (Klein, Friedrich 2003: S.102). Ebenfalls ermöglichte es die Hip-Hop-Jugendbewegung, „soziale Positionen kompetitiv sowie nach lokalen und subkulturellen kodierten Maßstäben (style, skills, Zugehörigkeit zu einer posse)“35 zu erwerben. Zu diesen identitäts- und statusstiftenden Ritualen zählte die deviante Praxis des Graffiti-Sprühens ebenso wie das Gegeneinander-Antreten in Form von Battles zwischen DJs, B-Boys oder Rappern.
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